USA: China wird bis 2030 die Zahl seiner Atomsprengköpfe verdoppeln

In Washington herrscht zunehmendes Unbehagen über Chinas Atomambitionen. Das Pentagon sagt, Peking sei auf dem besten Weg, die Zahl seiner Atomsprengköpfe bis zum Ende des Jahrzehnts von 500 auf 1.000 zu verdoppeln – eine Entwicklung, die hochrangige US-Beamte öffentlich als „beispiellos“ und „atemberaubend“ bezeichnet haben. China hat seine Atomtestanlagen drastisch erweitert und die Arbeiten an drei neuen Raketenabwehrsystemen im Norden des Landes fortgesetzt, wo kürzlich mehr als 300 Silos für Interkontinentalraketen errichtet wurden. Chinas Wandlung von einer kleinen Atommacht zu einer exponentiell größeren ist ein historischer Wandel, der das empfindliche Gleichgewicht der beiden Weltmachtstaaten hinsichtlich der Atomwaffen für die gesamte Dauer des Atomzeitalters auf den Kopf stellt. Die russischen und amerikanischen Arsenale – ihr Wachstum, ihre Reduzierung und ihre Eindämmung – haben diese Ära geprägt; die Aufrechterhaltung eines unsicheren Friedens zwischen den beiden Ländern hängt von offenen Kommunikationskanälen, einer Einigung über nukleare Normen und Diplomatie ab. Im Februar lud China in einem seltenen Angebot zur Nukleardiplomatie die Vereinigten Staaten und andere Atommächte offen ein, einen Vertrag auszuhandeln, in dem sich alle Seiten verpflichten würden, niemals als Erster Atomwaffen gegeneinander einzusetzen. „Die Politik ist äußerst stabil, konsistent und vorhersehbar“, sagte Sun Xiaobo, Generaldirekt…  or der Rüstungskontrollabteilung des chinesischen Außenministeriums, am 26. Februar in Genf. „Sie ist an sich ein wichtiger Beitrag zum internationalen Abrüstungsprozess.“ Die Einladung kam überraschend. Während Peking in dieser Frage seit langem eine moralische Überlegenheit gegenüber anderen Atommächten beansprucht – China und Indien sind die einzigen nuklear bewaffneten Nationen, die eine Politik des Nicht-Ersteinsatzes erklärt haben –, hat China die Möglichkeit für Gespräche in so öffentlicher Weise seit Jahren nicht mehr eröffnet. Das Weiße Haus ist der Ansicht, dass Chinas jüngstes Angebot eine Ablenkung von seiner allgemeinen Unwilligkeit ist, sich diplomatisch mit dem Nuklearportfolio auseinanderzusetzen, einschließlich seiner eigenen aggressiven Aufrüstung. Die Biden-Regierung ringt mit der Frage, wie sie sowohl China als auch Russland abschrecken kann, ohne ein destabilisierendes Dreierwettrüsten auszulösen. Jake Sullivan, Bidens nationaler Sicherheitsberater, lud die beiden Länder im vergangenen Sommer öffentlich zu bedingungslosen Beratungen über die nukleare Rüstungskontrolle ein. Russland lehnte das Angebot rundweg ab, während China vorläufigen Gesprächen zustimmte. Bei einem Folgetreffen im November schlugen die Vereinigten Staaten mögliche Maßnahmen zur Bewältigung nuklearer Risiken vor, etwa eine Vereinbarung, sich gegenseitig zu benachrichtigen, wenn ihre Streitkräfte ballistische Raketen testen.